Exkurs Kollektivbetriebe

Exkurs: Kollektivbetriebe

In Kollektiven geht es um gleichberechtigtes Arbeiten.

Kollektive sind eine spezielle Form, um die Produktion von Gütern oder Dienstleistungen zu organisieren. In „normalen“ Unternehmen steht der Profit im Vordergrund des Handelns – im Fall von Konzernen sogar der von Aktionär*innen. Aber auch Kleinbetriebe sind durchzogen von Machtstrukturen: Ein*e „Eigentümer*in“ bestimmt, Angestellte haben zu folgen. Und kein Unternehmen kann sich dem Wachstumszwang entziehen, der die kapitalistische Gesellschaft prägt. Wenn wir eine Wirtschaftsordnung wollen, in der die Erfüllung von Bedürfnissen im Vordergrund steht, sollten wir uns anders organisieren.

Grundgedanke und Organisation

In Kollektiven steht ein gleichberechtigtes Arbeiten in angenehmen Verhältnissen im Vordergrund. Wirtschaftliches Ziel ist die Sicherung des Lebensunterhalts – der Zwang zur Ausweitung und zur Profitmaximierung wird dadurch unterlaufen. Kollektive bestehen meist aus wenigen Menschen. Sie sind basisdemokratisch organisiert, ohne „Chef*in“. >> Exkurs Basisdemokratie

Entscheidungen zu Ausgaben, Preis, Höhe des Lohns usw. werden von allen gemeinsam getroffen –  das bedeutet, dass wir innerhalb von Kollektiven die Möglichkeit haben, soziales und ökologisches Wirtschaften direkt umzusetzen.

 Da es die Rechtsform „Kollektiv“ derzeit nicht gibt, kann ein Kollektiv nach außen hin ein Verein, eine Genossenschaft oder ein ganz normaler Kleinbetrieb sein. Wichtig ist dann dabei, dass die offiziellen „Eigentümer*innen“ des Betriebs innerhalb des Kollektivs nicht mehr Macht haben als jede*r andere.

Ausblick

Ein großer Vorzug dieser Selbstverwaltung ist die eigene Gestaltungsfähigkeit. Kein*e Chef*in kann eine Kollektivgruppe daran hindern, ihre Arbeit so zu gestalten, wie sie es möchte. Kollektive bieten außerdem eine starke soziale und ökonomische Sicherheit, da die Gemeinschaft Risiken gemeinsam trägt und sich gegenseitig unterstützt.

Ein großes Problem ist dagegen, dass Kollektivbetriebe heute nach außen hin Marktzwängen ausgesetzt sind – sie stehen in Konkurrenz zu kapitalistisch organisierten Unternehmen, was ethisches und sozial-ökologisches Handeln oft erschwert.

Dieses Problem ist allerdings gleichzeitig der größte Vorteil: Durch ihren basisdemokratischen Aufbau sind sie sozusagen „Sozial-Ökologische-Gesellschaft-Ready“[1]. Sie passen zu einer Wirtschaftsordnung, die Profit und Wachstum hinter sich gelassen hat – und können deshalb den Übergang dorthin erleichtern.

[1] Bereit für den Übergang in eine sozial-ökologische, solidarische Gesellschaft.